Der Weltkugeltaunus bei Märklin und Wiking.

Den folgenden Artikel habe ich der Onlinezeitschrift Wiking-Sammler-Netzwerk entnommen, er ist besonders für den Sammler alter Märklinmodelle interressant.

Sowohl der Autor, Herr Holger Hausmann als auch der Redakteur Herr Michael Broer haben der Veröffentlichung zugestimmt!

 

Die Online-Zeitschrift Ausgabe 8 November 2010

Der Weltkugel-Taunus

Der Ford Taunus 12 M (P1) als Modell von Wiking und Märklin

von Holger Hausmann (Text und Fotos)

Die Tatsache, dass ein befreundeter Sammler vor einiger Zeit gleich mehrere Vorserienmodelle des Ford Taunus 12 M erwerben konnte, ließ in mir den Gedanken aufkommen, dass sich daraus doch etwas machen lassen sollte. Wie in meinem Beitrag über den Ford P5 (als Ford Taunus 20 M von Wiking und 17 M von Märklin) keimte in mir der Wunsch auf, auch hier die Verknüpfung zu Märklin vorzunehmen.

Gedacht, getan – die Märkliner befinden sich in meiner kleinen Eisenbahnsammlung, die ich auch mehr als "Spielbahn" betrachte und gelegentlich mit schnell zusammengesteckten MGleisen ein paar Runden fahren lasse! Wenn ich dann am Schaltknauf des 6173 drehe, bin ich wieder ganz Kind und grinse vergnügt vor mich hin, und so soll es auch sein!

 
Ein "Streifen-Taunus", aufgenommen beim Oldtimertreff in Burscheid-Hilgen im September 2005:

 

Das Vorbild:

Eigentlich war ich der felsenfesten Überzeugung, irgendwo auf einem Treffen für "Vintage-Cars" einen Weltkugel-Taunus aufgenommen zu haben – doch weit gefehlt, so muss nun ein Foto eines späteren Nachfolgers, des sogenannten "Streifen-Taunus" herhalten.

Vorgestellt wurde der P1 (Projekt 1) 1952 als erste PKW-Neukonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Wagen erhielt im Volksmund die Bezeichnung Weltkugel, da vorne an der Motorhaube, oberhalb des Kühlergrills, eine stilisierte Weltkugel angebracht wurde. Offiziell hieß der Wagen Ford Taunus 12 M, wobei die 12 auf die knapp 1,2 Liter Hubraum hinwies und das M für Meisterstück stand. Zwei Jahre später wurde der Kühlergrill auf eine einteilige Ausführung geändert, sodass die Wiking- oder Märklin-Modelle dem 1954er Vorbild bereits nicht mehr den entsprechen. 1955 folgte ein Motor mit 1,5 Litern (Ford Taunus 15 M) um den Anschluss an die Mitbewerber nicht zu verpassen. Dem damaligen Trend nach mehr Hubraum folgend, der mehr Leistung versprach! Im Jahre 1959 folgte eine abermalige Überarbeitung des Autos, der "Streifen-Taunus" mit abermals anderer Front und zusätzlichen Seitenstreifen in Weiß betrat die Bühne. 1962 lief der Ford P1 aus und der Nachfolger P4 (auch als Wiking-Modell bekannt) wurde vorgestellt. Doch das ist eine andere Geschichte.

 

Die Ausführungen von Wiking

Das Wiking-Modell liegt in gleich drei verschiedenen Ausführungen vor, von denen eine allerdings nie in die Serie gelangte. So kennen wir das Modell eigentlich nur in unverglaster Form und in sogenannter "neuer" verglaster Ausführung. Die verglaste Abwandlung aus unverglaster Form erreichte leider nie das Stadium der Serie. Dabei muss sich auch dieses Modell nicht verstecken; die Detaillierung des späteren Modells konnte es jedoch nicht erreichen.

 
Messemodell 1981 in Patinagrün – verglast aus unverglaster Form,

noch mit "platter" Weltkugel:

 

Doch springen wir zurück in das Jahr 1954, als das Wiking-Modell mit der für Wiking geradezu typischen zweijährigen Verzögerung in Bezug auf das Erscheinen des Vorbildes in den Spielwarenläden zu kaufen war. Interessanterweise brachte kurz zuvor auch das Göppinger Unternehmen Märklin ein Modell des gleichen Typs, wenn auch in Bezug auf die Bauteile deutlich einfacher umgesetzt, heraus.

Wenn man die beiden Modelle betrachtet, so stellt sich heute wieder die Frage nach der vorbildgetreueren Umsetzung? Ein Umstand, auf den es damals bei Spielzeug nun wirklich nicht ankam! Das Modell musste vernünftig in der Hand liegen und es sollte ordentlich rollen, sowie in der wesentlichen Gestaltung auf das Vorbild verweisen. Durch die positiven Rolleigenschaften bewiesen Wiking-Rollachser mehr Spielwert. Der in der Gestaltung an die Wiking-Drahtachser erinnernde Göppinger trat hier deutlich in den Schatten des Berliners.

Wobei das Märklin-Modell durchaus zu gefallen wusste und auch dem Vorbild deutlich näher kam, wie die nachfolgenden Bilder aufzeigen dürften! Interessanterweise verschwand das Märklin-Modell nach kurzer Verweildauer von ca. einem Jahr schon wieder aus den Verkaufsregalen, nur als Märklin-Ladegut blieb das Modell bis 1966 erhalten!

Das Wiking-Modell blieb dagegen nur bis 1960 im Programm. Die Tatsache, dass es sich beim Vorbild in der ersten Version mittlerweile um ein altes Fahrzeug handelte und auch der Umstand, dass Wiking ab 1957 die ersten "richtigen" verglasten Modelle vorgestellt hatte, dürften nicht verhindert haben, dass die Verkaufszahlen nachgelassen haben dürften. Selbst die gegen Ende vorgenommene serienmäßige Silberung der Fensterflächen dürften hier keine große Änderung bewirkt haben. Auf die Einzelheiten und Farben gehe ich am Schluss des Artikels genauer ein.

 

Der Ford Taunus 12 M (bei Wiking nur Ford Taunus M genannt) von vorne und hinten:

Im Jahre 1981 wurde kurzzeitig versucht, auf der Basis eines Formnestes des unverglasten Modells, ein verglastes Modell in die Serie der Veteranen aufzunehmen. Dieses Vorhaben führte in Gegensatz zu manch anderem Vorgängermodell technisch entweder nicht zum Erfolg oder aber man war mit dem erzielten Ergebnis nicht zufrieden. Daher wurde 1984 abermals ein Ford Taunus 12 M vorgestellt, dieses Mal aus einer komplett neuen Form, der auch deutlich gefälliger wirkte und den Ansprüchen der mittlerweile erwachsenen Sammlern besser gerecht wurde – ohne dabei seine Identität als typisches Wiking-Modell aufzugeben!

 

Die nachfolgenden Bilder zeigen die Unterschiede.

Messemodell 1981 und Fotomuster 1984 von vorne und hinten

In der Draufsicht

In der Seitenansicht von rechts nach links

und von links nach rechts fahrend

 
Der 1984 neu vorgestellte Ford Taunus 12 M – anfangs von Wiking als "Ford 12m" bezeichnet, später dann immerhin schon mit Leerstelle und großem M als "Ford 12 M", der zuerst (wenige Wochen vor der Neuheitenauslieferung durch Wiking) über einen Bausatz des Herstellers Pola mit der Nummer 165 zu kaufen war, blieb bis 1992 im Programm und wurde 1997 kurzzeitig für die Wiking-Klassik-Reihe erneut produziert. Die "Sonderfarbe" Kieferngrün des Pola-Modells erschien dann zwei Jahre später auch in der Serie, allerdings mit andersfarbiger Sitzgruppe. Man könnte einen Abverkauf bereits produzierter Karosserien, zusammen mit der neuen Farbe Patinagrün, vermuten.

Der Vergleich zwischen dem Serienmodell in der ersten Farbgebung resedagrün (zeitgleich mit lichtgrau erschienen) und dem Messemodell von 1984 in Hellblau.

  
Interessant sind hier die Unteransichten: Einmal ohne und in der Serie mit Bodenprägung.

Rückseite, Messemuster mit Loch:    

Die einzelnen Bauteile des Ford Taunus 12 M von 1984

 

Das Modell im Pola-Bausatz:

 

Über Pola eher im Handel erhältlich als von Wiking!

                                                Wiking-Klassik, 1997


Der Vergleich zwischen Märklin und Wiking:

 

Der "Weltkugel"-Taunus als Ladegut:

Märklin 4504 – 1958-66 (X 05 der DB)

Märklin 4613 – 1958-63 (Off 52 der DB)

 

 

Technische Daten des Wiking-Modells:

 

1. Der "Unverglaste"

Katalogjahre: 1954-60

Artikelnummer: T20, ab 1957 20

 Farben: diverse Blau- (blaumetallic, himmelblau, hellazurblau, mattgraublau, dunkelgraublau, dunkeladriablau, hellgrünblau), Grün- (olivgrün, dunkelmaigrün, resedagrün) und Grautöne (hellgelbgrau, staubgrau, basaltgrau, anthrazit), dazu die Farben blassrot, blassbraun und braunweiß – soweit die Angaben in einem einschlägigen Sammler-Katalog.

Hans-Peter Maerker vereinfacht die Farben in seiner Chronik zum Ford 12 M etwas und verwendet auch z. T. andere Bezeichnungen, kommt auch aber grundsätzlich zum gleichen Schluss, sodass ich mir mangels vieler Modelle in meiner Sammlung die Übernahme dieser Angaben erlaube. Die Bodenteile sind jeweils in Silbern gehalten.

 Ausführung: komplett aus Kunststoff mit vernickelten Stahlachsen, Räder anfangs ohne, ab 1957 mit Profil, ohne Verglasung – nur mit Gravuren auf den nicht durchbrochenen Fensterbereichen (unverglast), später bei den Farben mattgraublau, resedagrün und anthrazit auch gesilberte Fensterbereiche, die Scheinwerfer und die Rückleuchten waren silbern bzw. rot bemalt.

 Formänderung: bis auf die Abweichungen zur unverglasten Vorserie, die ich hier leider nicht zeigen kann, sind mir keine Änderungen bekannt. Trotzdem wird der geneigte Sammler beim Vergleich der Modelle in seiner Sammlung, besonders falls er deren mehrere sein Eigen nennen sollte, Abweichungen z. B. bei der Größe des Kofferraumdeckelgriffs oder den Kennzeichenfeldern feststellen. Die Erklärung hierfür ist vermutlich sehr leicht, wenn man sich vor Augen führt, dass es für die Karosserie eine Form mit vier Nestern gegeben hat. Später wurde aus dieser Form ein Nest entfernt und zu einer eigenständigen Form umgebaut – siehe das verglaste Modell basierend auf der ersten, unverglasten Form! Die Bodenteile sind ebenfalls vierfach in einer Form.

 

2. Der "Umgebaute":

Messevorstellung: 1981, aber nicht ausgeliefert

Artikelnummer: geplant als 200

 Farben der Karosserie: patinagrün, daneben soll es noch rubinrot, graublau, ein mattes Weiß und ein Senfgelb geben – ich habe auch hier mangels entsprechender Modelle, wie zuvor, die weiteren Farbangaben aus dem einschlägigen Sammler-Katalog übernommen.

 Farben der Sitzgruppe: rot ist mir bekannt – aufgrund der Standardsitzgruppe sind viele Farbgebungen denkbar. Da diese Modelle zumeist nur aus Versuchs-, Vorstellungs- oder Fotozwecken zusammengebaut wurden, dürften der Kreativität keine Grenzen gesetzt worden sein.

 Ausführung: komplett aus Kunststoff mit vernickelten Stahlachsen, Räder mit kleinerem Durchmesser – wie vom VW Golf bekannt – mit gesilberten Riffelkappen, mit Standardsitzgruppe und Verglasung, die Scheinwerfer waren zumeist nicht bemalt!

 Formänderung: beim patinagrünen Modell – vergleiche auch die Fotos – ist die Weltkugel noch nicht ausgeformt. Bei den späteren Modellen soll dieses verändert worden sein, ebenso soll es hier Unterschiede bei der Gestaltung des hinteren Kennzeichens gegeben haben.

Vermutlich kam hier ein modifiziertes Bodenteil oder bereits ein neu geformtes Bodenteil zum Einsatz – die Kennzeichenfelder sind Bestandteil der Bodenteile. Ähnliches geschah damals auch beim zeitgleich vorgestellten Opel Caravan '56, der zu jener Zeit ebenfalls nicht realisiert werden konnte!

Wiking-Sammler-Netzwerk – Die Online-Zeitschrift – Ausgabe 8 – November 2010



3. Die "neue" Form

Katalogjahre: 1984-92

Artikelnummer: 200, erst ab 1990 unter der Nummer 821

 Farben der Karosserie: 1984 lichtgrau und resedagrün, kieferngrün (1984 beim Pola-Modell, 1986 mit andersfarbiger Sitzgruppe auch nochmals in der Serie), ebenfalls 1986 patinagrün und zuletzt ab 1988 in Schwarz. Die nachfolgenden Farben lösten die vorherigen Farbgebungen ab. Daneben gibt es Vorserienmodelle in hellblauer und hellgelbgrauer Farbgebung. Zusätzlich darf ich hier noch ein silberfarbenes Modell zeigen, welches mit bekannten Serienteilen und einer Karosserie vervollständigt wurde, welche wahrscheinlich für Fotozwecke abgespritzt worden ist.

 Farben der Sitzgruppe: hellgrau, hellgelbgrau und rot sind mir bekannt

 Ausführung: komplett aus Kunststoff mit vernickelten Stahlachsen, Räder mit kleinerem Durchmesser – wie vom VW Golf bekannt – mit gesilberten Riffelkappen, mit Standardsitzgruppe und Verglasung, die Scheinwerfer waren gesilbert.

 Formänderung: mir sind keine Änderungen bekannt, die Karosserie war wahrscheinlich einfach in einer Form, Bodenteile aufgrund des Anspritzpunktes vermutlich zweifach. Die Angaben hierzu sind aus den schon öfter genannten Gründen in der anhängenden Tabelle noch nicht verzeichnet!

Unter der Artikelnummer 799, der Variantennummer 06 und mit der Preisgruppennummer 29 gab es um das Jahr 1997/1998 kurzzeitig das Modell mit Detailbedruckungen und Weißwandreifen in einer Vitrinenschachtel als "Wiking-Klassik" in der Farbkombination hellblau/zeltblau mit blauer Sitzgruppe und geänderter Bodenprägung "Wiking-Warenzeichen/Germany". Die bisherige Bodenprägung kann den Abbildungen entnommen werden.

An dieser Stelle hatte die Redaktion eine Tabelle vorgesehen, leider war es mir nicht möglich sie lesbar darzustellen!


Technische Daten des Märklin-Modelles

Katalogjahre: 1955-66 (4504 grau), 1961-66 (4904 grau), 1956-63 (4613 grau und rot), 1963-66 (4613 nur grau), sowie einzeln 1953-66 (grau), 1953-54 und 1956-66 (rot), nur 1953 (grün, hellrot und beige)

 

Artikelnummern: 305/2 bzw. später 4504, 315/4G bzw. später 4613 als Ladegut, 4904 als Ladegut im Bausatz des X 05 der DB, einzeln als Serie 860 mit der Nummer 860/4 für den Ford Taunus 12 M

 Farben: grau, rot, grün, hellrot und beige – wobei grau am Häufigsten vorkommt

 Ausführung: Kunststoff, unten offen, Drahtachsen mit schwarzen Rädern warm verlappt (im Gegensatz zu Wiking, wo die Achsen der Drahtachser warm eingedrückt wurden), anfangs waren auch die Stoßstangen und Scheinwerfer silbern oder weiß bemalt, Fensterflächen später grau eingefärbt

 Formänderung: 1953 noch ungeprägt, ab 1954 mit Prägung (s. Abbildungen)

Besuchen sie hierzu auch unbedingt die Homepage des WSN, erreichbar über meine Linkliste.

An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich beim Netzwerkbetreiber für die mir entgegen gebrachte Freundlichkeit  !!!

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